Im ersten Teil unserer aktuellen Serie der häufigsten Marketing-Fauxpas haben wir bereits ein paar der gängigsten Stolperfallen des eigenen Online- und Social-Media Auftritts beleuchtet. Viel zu oft bleiben auch unter so genannten Marketing-Profis einige Fehler, die man eigentlich leicht vermeiden könnte, fester Bestandteil im Marketing-Repertoire. Auch wenn es sich häufig um vermeintliche Kleinigkeiten handelt: Einige davon können potenzielle als auch bestehende Kunden entlang der Customer Journey gehörig verärgern oder gar abschrecken. Um die User-Experience so angenehm wie möglich zu gestalten, gilt es diese einmal ausführlich anzusprechen und in Zukunft möglichst zu vermeiden.
#5 Die Kundenbindung der anderen Art
Lange Navigationspfade sorgen definitiv für exzellente Kundenbindung. So bleiben potenzielle Kunden auf jeden Fall länger auf Ihrer Website…
Kundenbindung ist definitiv wichtig und sollte der Nebeneffekt einer guten User-Experience sein. Doch wie erreicht man das?
Don’t: Am besten, ihr bombardiert eure Website-Besucher mit so vielen Optionen wie möglich und lasst euch ein ausgeklügeltes Navigationssystem einfallen, damit die Besucher so lang wie möglich auf eurer Seite verweilen. Unglaublich komplizierte und zeitintensive Navigationspfade stellen auf jeden Fall sicher, dass die Besucher eine Weile beschäftigt sind und eine innige Beziehung zu eurem Unternehmen aufbauen können!
Do: Führt eure Besucher wirklich straight durch eure Website und macht schnell ersichtlich, wo es zu welchen Infos geht. Sollen eure Besucher auf bestimmte Weise mit eurer Seite interagieren, solltet ihr sie mittels CTAs und anderen Zeichen direkt zu den Conversions lenken. Um sicher zu gehen, dass auch ihr hier auf dem richtigen Pfad seid: Funnel- und Klickpfadanalysen sind eine gute Möglichkeit herauszufinden, wo User für gewöhnlich ins straucheln geraten und eine Website für gewöhnlich verlassen. A/B Tests und Mouse- sowie Blickaufzeichnungen geben Aufschluss darüber, ob die Struktur eurer Website zum User-Verhalten passt.
#6 Immer erster Platz auf Google
Versucht immer mit entsprechenden Keywords zur konkreten Suchanfrage eurer Kunden zu ranken – auch wenn ihr etwas völlig anderes anbietet!
Don’t: Eigentlich spielt es keine Rolle, welche Produkte ihr anbietet, solange ihr in möglichst vielen Suchanfragen möglichst weit oben auftaucht und eure Website gefunden wird. Frei nach dem Motto Äpfel sind Birnen, solltet ihr definitiv zu den konkreten Suchanfragen der User bzw. mit den Keywords ranken, die derzeit im Trend liegen. Ob ihr mit eurem Angebot lediglich dieselbe Produktkategorie abdeckt, ist nicht so schlimm. Schließlich kann es gut sein, dass der potentielle Kunde erst auf eurer Seite merkt, was er wirklich haben will!
Do: Dass man so erstmal viele Besucher auf die eigene Seite lockt, kann zutreffen. Lange dort bleiben werden diese aber nicht, wenn sie merken, dass eure Seite nicht ansatzweise der Suche entspricht. Neben immens hohen Absprungraten und einem voraussichtlich leeren Warenkorb, werdet ihr sicher mit keinem sonderlich guten Image im Gedächtnis bleiben – wenn überhaupt. Solltet ihr Ads nutzen, werdet ihr durch undifferenzierte Keyword-Verwendung sicherlich einiges an Budget umsonst in die Luft blasen.
Unser Tipp: Fokussiert euch lieber auf transaktionale und möglichst genaue, anstatt allgemeine Keywords. Bei Marken sind vor allem die konkreten Produktbezeichnungen ausschlaggebend. Versucht genau in der Nische gut zu ranken, in der ihr euch befindet. Langfristig werdet ihr damit eher die richtigen Leute von eurem Angebot überzeugen.
#7 Lead-Magnets für die Masse - Seid der Hit auf Fachmessen
Verbraucht möglichst viel Budget in gratis Giveaways, die nichts mit euch und eurem Unternehmen zu tun haben. Hauptsache, ihr zieht die Massen an!
Don’t: Veranstaltet ihr ein Event oder seid ihr auf einer Messe vertreten, müsst ihr auffallen und den Besuchern etwas Außergewöhnliches bieten. Da man sich schwer für euer Produkt und eure Leistungen begeistern kann, solltet ihr auf jeden Fall gekonnt davon ablenken. Wie wär’s z.B. mit einem Hot Dog- Stand oder einer Popcorn-Maschine?! Natürlich müsst ihr das allen Messebesuchern gratis mitgeben – so wird euer Stand zum größten Traffic-Magneten.
Do: Überzeugt lieber mit eurer Kompetenz und mit auf euer Angebot zugeschnittenen Marketing-Maßnahmen. Qualifizierte und wertvolle Interessenten kommen nicht wegen gratis Give-Aways oder Popcorn, sondern idealerweise wegen euch und eurer Expertise. Zu euch passende Goodies können ein nettes Nebenprodukt sein, wenn sie passend sind, sollten aber sicher nicht das Hauptaugenmerk auf sich lenken.
#8 Die Positionierung als Alleskönner
Positioniert euch als Experte für einfach alles. Je mehr, desto besser. Die Kunden sollen ja das Gefühl haben, dass sie es mit einem wahren Profi zu tun zu haben.
Don’t: Bevor eure Website bzw. das Produktangebot gar so leer aussehen, solltet ihr euer Unternehmens-Profil noch mit allerhand anderen Kompetenzen und Fähigkeiten aufmotzen, die den aktuellen ähneln. Wahrscheinlich ist das sowieso alles dasselbe und wenn nicht: Fällt eh keinem auf. Mehr ist in dem Fall mehr. Die Leute sollen ja sehen, dass ihr ein allumfassendes und breit gestreutes Wissen in eurem Bereich und schon viel Erfahrungen habt.
Do: Man kann das ganze gut mit folgendem Gedankengang vergleichen: Wenn Sie die Wahl haben zwischen einem Italiener, der nur Pizza und Pasta anbietet und einem Italiener, der neben Pizza und Pasta auch noch Asiatisch, Indisch und Orientalische Gerichte auf der Speisekarte hat – bei welchem würdet ihr aus Authentizitätsgründen eher essen gehen? Eben.
So ähnlich fällt der Gedankengang bei den meisten Leuten auch online aus. Bevor ihr euch als Experte für alles und nichts positioniert und am Ende mit Halbwissen jonglieren müsst, solltet ihr euch lieber auf etwas spezialisieren und das in eurem Web-Auftritt schön ausarbeiten. Die Wahrscheinlichkeit ist so definitiv größer als authentisch wahrgenommen zu werden und nicht als Schaumschläger und „Alleskönner“.
Alles in Allem gibt es wie immer viel, was man falsch machen kann – vor allem aus Kundensicht. Daher sollte man sich generell immer die Lage eines Users versetzen oder sich einfach fragen, wovon man selbst meist genervt ist. Potentielle Interessenten sind schneller weg, als man „A und B“ sagen kann – das sollte man nie vergessen. Wichtig ist auch, dass man alle Marketing-Maßnahmen wirklich auf seine Ziele ausrichtet und dass man regelmäßig hinterfragt, ob die verwendeten Mittel wirklich den Zweck erfüllen. Viele Wege führen nach Rom und mindestens genauso viele in eine Sackgasse – so viel ist sicher!
Newsletter, Chatbots, Suchmaschinen und Social Media Plattformen – digitales Marketing bietet Marketern eine Fülle von Möglichkeiten zur erfolgreichen Positionierung als Experte, Erschließung neuer Märkte und dem Aufbau und Erhalt von langfristigen Kundenbeziehungen. Doch wo viele Chancen sind, lauern auch einige Risiken.